Gloomy Ink

Ruhm

Ruhm
Ehre
Gloria

von großer
von größter
von göttlicher
Bedeutung
ob der große der größte der göttliche Held
die weiß strahlende
luftgefüllte Kunststoffkugel
etwas weiter rechts oder links
trifft

Prominenz
Prominentia
das Hervorragende

von größter
von göttlichster
von existenziellster
Bedeutung
ob der B-Prominente der C-Prominente der D-Prominente
den Millionär catcht
das nächste Topmodel wird
den Raab schlägt
der Superstar oder
das Supertalent wird
ob sie den Star
hier rausholen

Moderne Herostraten
keine Tempel zerstören sie
sich selbst
zerstören sie bloß
wild vor
krankhafter Ruhmsucht
orientierungslos

Panem et circenses
Brot und Spiele
Massenunterhaltung
Ein zweites Opium fürs Volk
Das erste schon fast ablösend
die Religion
den Fußballgott

bedeutungslos für den Gerühmten
eigentlich bedeutungslos
bedeutungslos für die Rühmenden
bedeutungslos

so einfach ist es
zu regieren
so einfach
regiert zu werden ohne
zu denken

so einfach
zu fühlen
so einfach
emotionen zu verschwenden
so einfach
emotionen zu vergeuden an Leeres
an Belangloses

so einfach
die Menschen nicht zu sehen
die echten Menschen nicht zu sehen
so einfach Leid
zu vergessen
so einfach nie gewusst
zu haben so einfach
keine andere Welt gekannt
zu haben so einfach

so einfach
zu sprechen ohne
etwas zu sagen

so einfach
über das Einfache
nachzudenken
so einfach
nicht zu denken

so einfach A-Promis B-Promis C-Promis D-Promis
zu verehren
so einfach den heiligen Torkönig
zu vergöttern
so einfach
das Wichtige zu vergessen

Moderne Herostraten
nicht nur sich selbst
zerstören sie
die Bedeutung selbst
zerstören sie

wo ist der Sieger ich will ihn bekränzen

bedeutung

leeres nichts
scheint von bedeutung
ohne glauben
ohne sinn
ohne oberste idee

Wohin?
Woher?
Warum?

ins nichts
aus nichts
grundlos

könnte wohl nur
ein zyniker
antworten

so viel
vernünftiger scheint
ein großer Sinn
in alldem, ein Sinn
mindestens so groß wie
er uns scheint

doch gott bleibt tot

nihilistisches
nichts
bleibt
keine richtung
mehr
in die zu gehen
richtig ist
nichts
falsch ist
nichts
bleibt

leere

es bleibt
an eigene Ideen
zu glauben Wert Normen Gebote
zu erschaffen
wo keine sind für sich selbst
für eigene Ideen denen jeder
Anspruch auf Allgemeingültigkeit
fehlt

auch zugesprochene bedeutung ist
Bedeutung

moralische Maßstäbe finden die nicht

universell richtig
sind
die nicht ewig
sind
die nicht begründbar
sind

Maßstäbe Ideen Werte

die wie
ein Kunstwerk
die wie
ein Stück
die wie
ein Gedicht

schön sind

Der Denker

Ein Denker still und einsam steht
in düst'rer, menschenleerer Gass',
sich wendet und zwei Schritte geht,
suchend ohne Unterlass

Suchend etwas, das nicht möglich,
das den Geist wohl übersteigt,
mehr und mehr fast er besinnt sich,
dass in diesem Wirr'n nichts zeigt

Dass nichts zeigt in eine Richtung,
dass da ist kein klares Bild,
in dem Düst'ren keine Lichtung
und es ewig Unruh' schrillt

Und so schrillt es immer lauter,
doch außer ihm kann's keiner hör'n;
ist der Lärm zwar ein Vertrauter,
vermag er fast ihn zu zerstör'n

Doch da plötzlich ein Gedanke
ihn erfasst in seiner Qual;
wenn er auch noch etwas wanke,
ist's doch nicht das erste Mal

Ist's doch nicht das erste Mal,
dass voller Hoffnung, fast berauscht,
hinaufsteigend aus dunklem Tal,
er dann sei'm grausam' Urteil lauscht

Sei'm Urteil, weil er sich geirrt,
muss die Ordnung wieder weichen
und er die Perfektion verliert
und das Wirre muss ihm reichen

Manches Mal auch wünscht er sich,
er würd' nicht denken, einfach glauben,
wenn er würd' hinterfragen nicht,
wär's leicht. Nein! Er will's nicht erlauben

Doch dieses Mal scheint es vollkommen,
so nah er fühlt die ganze Welt,
und er deswegen ganz benommen,
die Fassung fast nicht mehr behält

Gefunden ist das Bindeglied,
auf einmal lässt sich Einklang schaffen;
was in der Welt gar nie geschieht,
ohne jedes Lückenklaffen

Doch dann ein feiner Riss, entsprungen
einer nicht beseh'nen Stell',
macht sogleich alles zersprungen,
was noch eben klar und hell

Wollt' die Vollendung mir entgleiten,
spricht er mit zittrig ruhiger Stimm',
bleibt doch wenigstens; wird bleiben,
ihr Nachklang da, für alle Zeiten.

Heimat

Heimat, Heimat, was ist Heimat?
Heimat ist, wo meine Kinder
friedlich spielen vor dem Haus;
wo ein alter, schon fast blinder
Vater hilft mir stets noch aus.

Doch dann kamen die Armeen,
in zwei Farben, beide gleich;
ich sollt' niemals wiederseh'n
Kinder, Vater. Todesbleich.

Heimat Heimat was ist Heimat?
Heimat hatt' ich lange Zeit,
doch man hat sie mir genommen;
muss nun ziehen allzu weit
und kann nicht zur Ruhe kommen.

Heimat soll ich hier nun finden,
mit Lieb' und Hass man auf uns rennt;
versucht mit uns ein Band zu binden,
das man gleich darauf verbrennt.

Heimat? Heimat? was ist Heimat?
Fratzen lieb'- und hassverzerrt.
Heimat kann ich hier nicht finden;
fühle mich wie eingesperrt,
aller Sinn will mir entschwinden.

Brüder helfen neuen Sinn,
wieder Ordnung mir zu schaffen,
der Heilige sagt der Beginn
des neuen Staates fordert Waffen.

Heimat. Heimat. was ist Heimat?
Heimat gaben sie mir endlich,
und mein'n Sinn und Zweck dazu.
die eine Farbe scheint nun schändlich
und muss weg für ew'ge Ruh'.